Erster Montag Morgen nach den Weihnachtsferien.
Wir haben kein Brot mehr für die Schuljause, also begleite ich das Kind zum Bäcker.
Es ist a....kalt. Die Kombination aus Haube und hohem Stehkragen wirkt ein bisschen wie ein Vollvisierhelm. Meine Schultern wollen alles möglichst an Ort und Stelle halten und sind etwas höher Ohrwaschln gerutscht.
All das ergibt ein recht eingeschränktes Sichtfeld.
Was sehe ich? Den Weg vor mir. - Pflastersteine und alles frei.
Ich merke, dass ich in der Mitte des Gehwegs stapfe und hab ganz kurz das Gefühl, ich sollte eher an der Seite gehen.
Und hier beginnt sich was ins Bewusstsein zu begeben:
Ich erinnere mich, dass uns Kindern (uns Mädchen; also daheim) beigebracht worden ist, dass wir immer an der Innenseite gehen sollen. - Damit uns leichter wer überholen kann und weil Autos an uns vorbei fahren. Aber generell schwang ganz oft die Message mit von "nicht zuviel Platz beanspruchen".
Ganz lange war es mir selbst überhaupt nicht bewusst, wie sehr ich mich, auch auf körperlicher Ebene, immer wieder klein mache, um nicht zu stören, Platz wegzunehmen oder aufzufallen.
Das macht viel mit uns. - Wie außen, so innen und umgekehrt. Alles ist mit allem verbunden.
Sich Platz Nehmen mag ich zudem auch auf Folgendes beziehen:
Nämlich auf all die Prozesse, die kleineren und größeren, die mal mit mehr, mal weniger Wucht durch unsere Seelenlandschaft reisen. Warum haben wir so oft das Gefühl, dass es nicht okay ist, wenn wir "schlecht drauf" sind? Warum beschneiden wir uns auch hier?
Warum bewerten wir uns selbst dermaßen negativ an solchen Tagen, in solchen Phasen? - Rein logisch macht das schon gar keinen Sinn. (Warte mal, mir geht's grad nicht gut. Das ist ja voll Sch... von mir. ... WTFudge?!)
Auch das ist ein Aspekt, in dem wir uns wieder nicht den Platz nehmen, den wir und den Entwicklung und Veränderung einfach brauchen.
Strategien und Hilfsmittel
Du weißt, es gibt nie nur die Eine mögliche Herangehensweise für alles.
Was mir hilft, teile ich gerne mit dir und wenn es nicht deines ist - such weiter und hol dir andere Inputs. Nicht aufgeben.
Erkennen
Das steht immer an erster Stelle.
Erkenne, wo du dich selbst zurück und klein hältst. Wo du dich zu sehr einschränkst.
Natürlich gibt es Situationen und Beziehungsbereiche, wo ein Zurücknehmen auch mal wichtig ist. Aber so generell, sollten wir unsere Flügerl mehr ausbreiten, als anlegen.
Damit Atmen
Tief in den Bauch atmen
Oder eben mal durchatmen. Damit du aus dem Kopf und dem Zerdenken und Bewerten der Situation und deiner Selbst gehst.
Raum geben
"Es ist okay."
Für Prozesse, sag dir selbst: Es ist okay, dass es weh tut, du schlecht drauf bist,
der Schmerz wieder da ist, du noch keine Lösung weist,
das Thema es schon wieder aufgetaucht ist und du gefühlt immer noch keinen Schritt weiter bist
...
Auf physischer Ebene: breitbeiniger Hinstellen, Wirbelsäule in die Länge bringen, dich gedanklich über deine physischen Grenzen hinaus ausbreiten.
Übung "Kinesphäre"
Wenn du alleine bist und das üben möchtest:
breite die Arme mit aus. Geh in das Erkunden deines ganz persönlichen Raums (Kinesphäre) = das, wo du mit deinen Armen und Beinen überall hin kommst, wenn du dich groß machst und ausbreitest..
Diese wunderbare Übung hab ich in der Ausbildung zur ganzheitlichen Tanz- und Bewegungspädagogin erfühlen dürfen.
Was ich dabei erkannt habe ist, dass ICH allein bestimme, wie groß mein persönlicher Raum ist.
Es hat mir die Grenzen für diesen klar aufgezeigt und ich hab in meinem Körper gespürt, dass ich diese Grenzen selbst vorgebe.
Conclusio
Auch die Sache mit dem Raum ein-nehmen, uns selbst diesen zugestehen, ist wohl eine lebenslange Übungsmöglichkeit. Hierin wünsche ich uns allen die Fähigkeit uns klar wahrnehmen und mit Mitgefühl halten zu können. - Heal a little, every day 🌈
Alles Liebe,
Nina Rebekka
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