Wir alle tragen unsere Verletzungen. Wir alle fühlen uns oft nicht verstanden. Wir schimpfen auf die anderen. Selbst auch dann, wenn wir das ihre sehen können. Wenn wir ihren Schmerz und ihre Verletzungen wahrnehmen können. Aber das eigene ist einfach immer "größer", gewichtiger.
Ich mag heute bei "meines" bleiben. Meine Wunden, mein Schmerz und wie geh ich damit um?
Wir werden in den kuriosesten Situationen und bei den alltäglichsten Gelegenheiten getriggert. Jemand sagt etwas.
Jemand sagt etwas nicht.
Jemand tut etwas nicht oder schon.
Etwas läuft nicht so, wie erwartet oder doch.
...
Und dann wird es munter - das Monster da drin (Im übrigen ein ganz wunderbares Lied von Wir sind Helden: "Monster"!).
Wir haben Erwartungen und Wünsche. - Erwartungen sind tricky. Wünsche ungemein wichtig. Letztere brauchen Raum und Artikulation. Erstere sind wohl besser regelmäßig zu überdenken und auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen.
Wir haben Bedürfnisse. - Das meiste in Puncto Erfüllung liegt hier in unserer eigenen Hand. Wir denken allerdings häufig, dass doch bitte der andere und sie das machen oder für uns erledigen sollen.
Mit alledem haben wir jedenfalls immer viel mit im Gepäck. Und so gehen wir in die Begegnung mit dem Außen und anderen Menschen. Wir sind einfach nicht nur. Wir sind UND ... Wir sind ABER ...
Wenn also dieses Monster erwacht, sind sich viele dessen Auftritts gar nicht bewusst. Was wiederum eine vertrackte Situation noch schwieriger machen kann.
Wenn das Monster rumort und laut nach außen wird und du bist dir seines Schmerzes und des Traumas bewusst, das gerade angestachelt worden ist, ist das zwar für den weiteren Prozess sehr hilfreich, für die Akutsituation allerdings oft nicht.
Da wo wir's ordentlich ausleben können, kann das Rauslassen zum emotionalen Druckabbau also wirklich hilfreich sein. Sei es schimpfen, meckern, schreien, weinen, eine Kombination aus mehrerem.
Hintennach kann ich dann in die Reflexion gehen und mich fragen, was das zugrunde liegende Muster ist. Warum ich in bestimmten Situationen oder in der Begegnung gewisser Charaktereigenschaften etc. mich so fühle wie ich mich fühle und so reagiere wie ich es eben tu.
Das was da so laut wird in dir will nämlich gesehen werden. Es braucht als allererstes deine Aufmerksamkeit. Und dann kommt erst die innere / äußere Arbeit dran.
Und hier hat alles seine Zeit. Es ist eher nicht mit EINER Familienaufstellung erledigt. Manches braucht Jahre an Reifezeit, damit wir es uns wirklich anschauen und es schlussendlich loslassen können. Schmerz und Wunden tragen wir immer aus einem bestimmten Grund mit uns rum. Sie bringen unserem System auch etwas (ganz oft haben sie eine Schutzfunktion).
Wo will sie mit alledem hin? Einen Reminder für mich (und dich) schreiben.
Dass es okay und sogar richtig ist, unfertig zu sein. Dass nebst aller Bewusstheit, aller Freude und dem Glauben an das Gute, auch noch Wunden da sind, die Hinwendung benötigen. Dass es gut tut, wenn ich mich um mich selbst kümmere. Dass ich mein eigenes Maß in allem schon auch finden werde.
Dass auch aus Überforderung etwas richtig Gutes und Nährendes entstehen kann. Und dass unser Körper viele gute Indikatoren für den "richtigen Zeitpunkt" hat. Und und und.
Ich bin jedenfalls noch lange nicht "fertig". Mit nix.
Ich bin teils stark unsausgegoren und gerade voll im Frieden damit.
Schau gut auf dich.
Alles Liebe.
Nina
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